Donnerstag, 17. Juli 2014
Heute sollte einer der schönsten bzw. für mich am meisten beeindruckenden Tage in Irland werden.
Nach einem guten Kontinentalfrühstück in Carlow – für mich Marmeladenesser ja etwas gewöhnungsbedürftig, aber sehr gut – gings los auf die Fahrt in Richtung Süden.
Ich fuhr durch schöne Orte und bewunderte so manche Kirche und auch mal an besonders auffälligen Reihenhäusern entlang, wie hier in Castlecomer.

Mein erstes Ziel war die Dunmore-Cave nördlich von Kilkenny. Trotzdem es bereits gegen 11 war, fuhr ich wieder mal allein auf den Straßen – und offensichtlich „von hinten“ an die Cave. Das sollte mir noch öfter auf der Reise passieren. Das Problem war, dass die Ausschilderung ziemlich spartanisch war und die Straßen äußerst schmal. In der Cave kam ich zu einer englischen Führung. Ganz einfach war es nicht, aber ich hatte mir ja einen deutschen Flyer geben lassen. Das Wichtigste hab ich darin nachlesen können.

Die Dunmore-Höhle ist eine vergleichsweise kleine Höhle in Irland. Dennoch zählt sie zu den faszinierendsten, da die Kalksteinformationen besonders schön sind. Sie ist schon seit Jahrhunderten bekannt, es wurde jedoch erst seit dem 18. Jahrhundert dort geforscht.
Die Höhle liegt auf einer Ebene, wobei sich die Höhlendecke ca. 10-15 m unter der Erdoberfläche befindet. Deshalb auch dieser imposante Eingang vom Visitor-Center nach unten.

Die größte Kalksteinsäule ist das „Market Cross“ – das Marktkreuz – und ist über fünf Meter hoch und 1,3 Meter im Durchmesser.
Das Besondere in dieser Höhle ist auch, dass die Kalkablagerungen besonders rein und deshalb weiß sind.


Die Temperatur in der Höhle beträgt etwa 8-10 °C. Die jahreszeitlichen Schwankungen betragen nur 2 °C, obwohl die Höhle relativ nah an der Erdoberfläche liegt.
Bei der Weiterfahrt sah ich unmittelbar an der Cave ein sehr schön angelegtes und mit Steinmauern umzäuntes Gelände. Es war ein Friedhof. Sehr einsam gelegen, aber sehr würdevoll.

Dann kam ich nach Kilkenny! Ich wollte zum dortigen Schloss. Schon die Einfahrt in den Ort war beeindruckend. Es war die erste Berührung mit diesen typischen irischen Städten. An den Hauptstraßen sind hübsche kleine Häuser, alle sehr farbenfreudig, mit vielen Blumen geschmückt, beherbergen viele Pubs, Restaurants und Geschäfte. Dann kam ich über eine kleine Steinbrücke – ebenfalls wunderschön dekoriert mit Blumenampeln. Und links neben mir erhob sich majestätisch das Schloss. Kilkenny-Castle – ich komme! Einen Parkplatz zu finden, war wieder mal ein echtes Problem. Die kleine Stadt schien aus allen Nähten zu platzen. Ein paar hundert Meter weiter jedoch jede Menge frei. Oh, es gehörte zu einem Hotel. Was ist wohl die beste Lösung? Einfach hinstellen? Weitersuchen? – Ich entschied mich für die ehrliche Lösung. Ich fragte im Hotel, ob ich mich für 2-3 Stunden hinstellen darf. Natürlich darf ich. Der Chef machte den freundlichen, zuvorkommenden und hilfsbereiten Iren alle Ehre. Und ich ging mit ruhigem Gewissen auf Bummeltour in Kilkenny.
Ich hatte meinen Parkplatz in Höhe vom Ende des riesigen Parks des Schlosses. Und als ich den Torbogen zum Park durchschritt überwältigte mich diese Erhabenheit und Dimension dieses Parks und des Schlosses. Riesige Weiten des Parks mit gut gemähtem Gras, einige Menschen, die dort picknickten, bei Sport und Spiel sich betätigten oder einfach nur in der Sonne saßen. Und das Größte: das Schloss erhob sich erhaben vor mir in seiner kompletten Schönheit.

Das muss man den Iren und ihren früheren Baumeistern lassen. Solche imposanten Gebäude haben sie immer richtig gut in Szene gesetzt. Man brauchte nie einen Flieger oder ein hohes Gebäude, um die schönsten Postkartenfotos zu bekommen. Das imponierte mir. Ich konnte mich kaum sattsehen und –fotografieren. Dieses Castle übte eine ungemeine Faszination auf mich aus.

Einer der in der Sonne sitzenden und mit Tablet arbeitenden Iren war sofort bereit, auch von mir mit dem Schloss im Hintergrund ein Foto zu schießen. Ich genoss diese Atmosphäre, den Sonnenschein und diese majestätische Ruhe.

Quer über die Straße war eine weitere Anlage – das Haus der Diener und Wirtschaftsgebäude mit einem großen Garten.


Das sogenannte „Butler-House“


Dieses Schloss ist wunderschön gelegen am Fluss, hat neben dem großen Park auf der einen Seite einen schön angelegten Garten mit Springbrunnen auf der gegenüberliegenden Seite. Ich ging dann noch direkt in die Stadt. Von der Brücke aus hatte ich schöne Fotomotive und die Stadt selbst bot auch viele schöne Ecken. Unter anderem auch weitere Kirchen.



Ich verbrachte viele Stunden in Kilkenny. Diese Stadt hat mich sehr beeindruckt.



In einem Postkartenladen riet mir der Inhaber, ich solle unbedingt nach Kinsale im Süden von Cork fahren und diese kleine Stadt anschauen. Sie sei fast ebenso schön wie Kilkenny – und hat tolle Pubs! Also sollte ich möglichst übernachten. Ob ich das auf meiner Reise schaffe?
Zunächst ging meine Reise erst mal nach Cashel. In diesem kleinen Ort gab es das Rock of Cashel. Auf einem 65 m hohen Hügel erhebt sich ein Gebäudekomplex, der im 4. Jahrhundert als Clansitz einer Familie ausgebaut wurde und wurde später zum Bischofssitz. Dieser Hügel wurde schonim Altertum als Sitz von Feen und Geisern verehrt. Nun hatte dieser Gebäudekomplex durch seine erhöhte Lage einen guten Überblick über das umliegende Land und hatte damit auch eine strategische Bedeutung.

1749 ließ ein Bischof das Dach der Kirche entfernen. Danach verfiel die Anlage zunehmend.
Das Rock of Cashel besteht aus mehreren Gebäuden. Zum einen den 28 m hohen Rundturm, der Kapelle von König Cormac III. von Munster, die im Jahr 1127 begonnen und im Jahre 1134 geweiht wurde, der Kathedrale, die zwischen 1235 und 1270 erbaut wurde und eine gotische Kreuzkirche ohne Seitenschiffe ist und der Halle des Vicars Choral, die im fünfzehnten Jahrhundert von Erzbischof O’Hedian erbaut wurde.
Das Gebäudeensemble wird von einer weiten Rasenfläche mit vielen Grabstätten umringt und von einer hohen Mauer umzäunt. Auch diese Stätte hat mich sehr beeindruckt und ich habe mich reacht lange dort aufgehalten.

Beim Suchen des besten Motivs vom Gesamtkomplex stieß ich noch auf einen alten Kirchenkomplex., die Hore Abbey. Sie wurde 1272 von einem Benediktinerorden gebaut.

Mittlerweile war es bereits gegen 5 Uhr nachmittags und ich wollte noch zum Cahir-Castle, einer alten Trutzburg. Ich kam jedoch erst kurz vor 6 dort an und damit ganz knapp nach dem letzten Einlass in das Castle. Somit blieb mir nur der Außenblick. Das Castle lag sehr schön am Fluss und direkt am Zentrum des kleinen Städtchens Cahir. Auch dort wieder diese typisch irischen Innenstädte mit farbenfrohen Häusern und vielen Blumen.

Ich stand vor der Wahl, mir hier in B&B zu suchen und am nächsten Tag ins Castle zu gehen oder den Mut zur Lücke zu haben und weiterzufahren. Da ich nur begrenzt bis Sonntag Zeit hatte und der Süden an der Küste sehr schön sein soll, entschied ich mich, direkt auf die Autobahn zu fahren. Kinsale liegt etwa 20 Minuten hinter Cork und somit ging ich dem Rat des Postkartenverkäufers nach und fuhr in fast eineinhalb Stunden bis in den kleinen Fischerort Kinsale.

Dort fand ich wieder ein schönes B&B im Prinzip mitten in der Stadt. Den Abend nutzte ich für einen schönen Spaziergang durch den Ort und an der Marina entlang. Ich suchte ein Restaurant und fand doch tatsächlich auch das berühmte „Fishi-fishi“. Dort gab es aber bereits Wartende auf einen Tisch, sodass ich mir das nicht unbedingt antun musste.


Ich fand ein anderes hübsches Restaurant und war italienisch essen. So langsam wurde ich müde und wollte eigentlich zurück zum B&B. Auf dem Weg kam ich jedoch an vielen Pubs vorbei, in denen nunmehr einiges an Stimmung war.
Aus dem Pub „White House“ drang irische Livemusik. Ich schaute rein und war verblüfft über die schöne Stimmung. An der Bar war noch ein Hocker frei – der war meiner! Ich hatte damit einen guten Blick auf die Musiker und war mittendrin im Geschehen.
Jeder der Gäste kam direkt an meinen Platz ran und bestellte das nächste Bier – ich hatte die tollsten Gesprächspartner und viel Spaß. Es ging auch alles wunderbar in Englisch! Dieser Abend war ein sehr lustiger und gemütlicher Abend bei einem Guinness und einem Pale Ale, einer Bierspezialität der Region. Es war lecker!
Halb 12 bin ich dann endlich zurück ins B&B und fiel total müde in den Schlaf.